Pendeln zwischen Extremen: Klimatische Schwankungen und Trockenphasen
Der Klimawandel ist auch im Burgenland ungebremst angekommen. In Kombination mit den Spezifika des pannonischen Raumes ist das Nordburgenland besonders betroffen. Die Frage ist: Was bedeutet das konkret? Und wie gut ist die Region für diesen Wandel aufgestellt?
Welche Rolle spielt das besondere Wetter der Region?
Eines der Ziele der UN-Klimakonferenzen seit 1992 ist es, die globale Erderwärmung auf 1,5 Grad Celsius zu beschränken, um gefährliche Kipppunkte zu verhindern. Diese Zahl ist in der öffentlichen Diskussion mittlerweile gut verankert. Im allgemeinen Bewusstsein weniger präsent dürfte aber die Tatsache sein, dass die Durchschnittstemperatur in Österreich bereits heute um 2 Grad Celsius angestiegen ist. Österreich gehört zu jenen Ländern, die überdurchschnittlich von der Klimaerwärmung betroffen sind. Für eine Region wie die des Neusiedler Sees, die durch den pannonischen Einfluss mit heißen Sommern, vielen Sonnenstunden und geringen Niederschlägen geprägt ist, bedeutet das eine besondere Herausforderung. Daran ändern auch die bisher traditionell kalten Wintermonate nichts. Wie das Wetter im Burgenland zustande kommt, hat mit einer speziellen Konstellation zu tun. Die Wolken regnen sich auf dem Weg in den Osten im alpinen Raum aus. Damit bleibt für die Gegend um den Neusiedler See nicht mehr viel übrig. In Kombination mit einer höheren Verdunstung, die mit den wärmeren Tagen steigt, ergibt sich für das Nordburgenland ein besonderer Handlungsbedarf.
Wie macht sich die Klimaerwärmung konkret bemerkbar?
Im subjektiven Empfinden machen zwei Grad mehr an einem heißen Sommertag keinen allzu großen Unterschied. Anders verhält sich das, wenn sich die durchschnittliche Jahrestemperatur um zwei Grad erwärmt. Extremwetter-Ereignisse häufen sich, die Anzahl heißer Tage steigt, Hitzewellen und Trockenperioden werden länger. Zudem entwickelt sich die Verteilung der Niederschläge ungünstig.
Es kommt zur Häufung von Starkregen, deren Wassermenge der Boden nicht mehr aufnehmen kann. Vor dem Hintergrund der Wasserknappheit der Region stellt das ein besonderes Problem dar. An allen Messstationen der Region werden seit Jahrzehnten steigende Temperaturwerte gemessen. In Halbturn weist die Messstelle seit Anfang der 1950er-Jahre einen Anstieg der Durchschnittstemperatur um fast vier Grad Celsius auf. Rekordtemperaturen wie diese haben gravierende Auswirkungen auf die Natur, die insbesondere im Seewinkel mit seinen seltenen, fragilen Salzlebensräumen stark gefährdet ist. Ein tiefliegender Grundwasserspiegel und ausbleibende Niederschläge wirken sich nachteilig auf die Böden aus. Die daraus resultierende Unterbrechung der kapillaren Versorgung der Salzlacken führt zu einer Veränderung der Vegetation mit weitreichenden Folgen. Die Salzlacken fallen mittlerweile schon im Frühling trocken. Auch in der Landwirtschaft gibt es aufgrund der klimatischen Veränderungen dringenden Adaptionsbedarf. Die Auswirkungen werden auch für die Biodiversität, die Grund- und Wasserversorgung der Gemeinden, für den Tourismus, den Weinbau und andere Bereiche ein Thema.
Mittlere Jahrestemperatur in °C
Steiler Temperaturanstieg. Die Messstelle Halbturn zeigt seit zwei Jahrzehnten Rekordwerte.
Station Ungarisch-Altenburg (Mosonmagyárovár)
Bis in die 1950er-Jahre war der Anstieg der mittleren Jahrestemperatur relativ flach. Zur Verfügung gestellt von Herbert Brettl.
Welches Szenario ist für die Zukunft zu erwarten?
Alle Klimaprognosen gehen von einem weiteren Anstieg der Temperaturen aus. Allerdings sind die Entwicklungen – noch – nicht in Stein gemeißelt. Der Grad der Erwärmung, mit dem zukünftige Generationen konfrontiert sein werden, hängt davon ab, ob es heute gelingt, klimawirksame Emissionen wie Kohlendioxid und Methangas zu reduzieren. Fest steht aber schon jetzt, dass auch bei einer wirkungsvollen Umsetzung der Klimaschutz-Maßnahmen die Temperaturen hierzulande höher klettern werden. Noch wurde in Österreich das Ruder nicht herumgerissen. Der Ausstoß von Treibhausgasen stieg in der Vergangenheit mit jedem Jahr. Auf welches Szenario sich die Region Neusiedler See tatsächlich einstellen muss, lässt sich also nicht sagen. Verhältnisse, wie man sie heute rund 1.000 Kilometer südlich findet, gelten für die Mitte des Jahrhunderts als ein mögliches Szenario. Die Frage, „Was machen wir bis dahin?“, die Markus Wadsak in Kapitel 1 „Pendeln zwischen Extremen: Klimatische Schwankungen und Trockenphasen“ stellt, bleibt bestehen.
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